Globale Gesundheitsmetriken
Globale Gesundheitsmetriken

Der ROI von Gesundheitsinvestitionen

Globale Gesundheitsmetriken zur nachhaltigen Sicherstellung von Gesundheit und Wohlstand

Wie können wir unsere globale Gesundheitsversorgung nachhaltig finanzieren? Die von WifOR entwickelten Gesundheitsmetriken können einen Weg aufzeigen und einen Paradigmenwechsel einleiten. Sie machen transparent, dass Gesundheitsinvestitionen kein Kostenfaktor sind, sondern individuelles sowie gesellschaftliches Wohlbefinden, wirtschaftliches Wachstum, Innovationskraft und gesellschaftliche Resilienz fördern.

Die drei Kernfunktionen globaler Gesundheitsmetriken:

  • Globale Gesundheitsmetriken machen den Wert von Gesundheitsinvestitionen ganzheitlich messbar und unterstützen dabei, Investitionen in die Bereiche zu lenken, in denen sie die größte Wirkung zeigen.
  • Um nachhaltige Finanzierungsmodelle zu schaffen, sind verlässliche Daten erforderlich. Sie sind die Grundlage, um die Auswirkungen einzelner Maßnahmen zu messen, zu vergleichen und dadurch kluge Investitionsentscheidungen zu treffen.
  • Die Metriken von WifOR sind auf verschiedenen Ebenen einsetzbar: zur Identifikation der Bereiche mit der höchsten Krankheitslast, zur Auswahl der effektivsten Maßnahmen und als Beleg für die gesellschaftliche Bedeutung der Gesundheitswirtschaft.

Was sind Gesundheitsmetriken?

Die Förderung einer nachhaltigen Finanzierung des Gesundheitswesens erfordert messbare und vergleichbare Daten als Entscheidungsgrundlage. Gesundheitsmetriken sind ein analytisches Instrument, um die Größe und die Bedeutung des Gesundheitssystems eines Landes zu bewerten – anhand von Daten zur Bewertung der Auswirkungen und des Ertrags von Gesundheitsinvestitionen.

The Roadmap to Sustainable Finance in Health

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Der Begriff nachhaltige Finanzierung beschreibt die Berücksichtigung sozialer und ökologischer Aspekte in Investitionsentscheidungen. Dies kann sich auf unterschiedliche Bereiche beziehen, wie etwa Bildung, Infrastruktur oder Gesundheit.

Definition nachhaltige Finanzierung: Die Umwelt-Taxonomie der EU

Eine nachhaltige Finanzierung setzt voraus, dass soziale und ökologische Aspekte in Investitionsentscheidungen verankert werden, die auf langfristigem Denken und messbaren Ergebnissen basieren. Die EU führte 2020 eine Umwelt-Taxonomie ein – als gemeinsames Klassifikationssystem, das darauf abzielt, Klima- und Umweltziele in konkrete wirtschaftliche Aktivitäten zu übersetzen. Indem sie Kriterien für ökologische Nachhaltigkeit definiert und messbar macht, lenkt die EU-Taxonomie Investitionen in projektorientierte und zielgerichtete Aktivitäten. Die in der Taxonomie festgelegten Ziele sind:

  • Maßnahmen zur Bekämpfung des Klimawandels
  • Maßnahmen zur Anpassung an den Klimawandel
  • Nachhaltige Nutzung und Schutz von Wasser- und Meeresressourcen
  • Übergang zur Kreislaufwirtschaft
  • Vermeidung und Kontrolle von Umweltverschmutzung
  • Schutz und Wiederherstellung der Artenvielfalt und Ökosysteme

Im Juni 2023 erweiterte die Europäische Kommission die Taxonomie und erhöhte die Markttransparenz für Investoren, um den privaten Sektor bei der Transformation zu unterstützen.

In Anlehnung an die Umwelt-Taxonomie ist ebenso ein Klassifikationssystem für Gesundheit erforderlich. Eindeutige Kennzahlen würden dazu beitragen, Gesundheitsziele zu operationalisieren und Investitionen in Maßnahmen mit dem höchsten gesellschaftlichen Mehrwert zu fördern.

Die Gesundheitsmetriken von WifOR

Die Gesundheitsmetriken von WifOR bewerten Investitionen anhand ihrer Auswirkungen auf das Wirtschaftswachstum, das gesellschaftliche Wohlbefinden und die Systemresilienz. Diese Kennzahlen schaffen einen gemeinsamen Standard. Sie können weltweit angewandt werden, um den Wert von Gesundheitsmaßnahmen ganzheitlich darzustellen – für die Wirtschaft, die Gesellschaft und den Einzelnen.

Warum benötigen wir Gesundheitsmetriken?

Sowohl im öffentlichen als auch im privaten Sektor werden Investitionsentscheidungen anhand des potenziellen Nutzens getroffen, dem sogenannten Return on Invest (ROI). Gesundheitsmetriken zeigen den ROI von Gesundheitsausgaben, der sich mit anderen Branchen und Regionen vergleichen lässt. Dadurch ermöglichen Gesundheitsmetriken gezielte Investitionen, die nicht nur zu verbesserten Gesundheitsergebnissen für den einzelnen Menschen und die Gesamtbevölkerung führen, sondern auch das Wirtschaftswachstum und widerstandsfähigere Gesellschaften fördern.

Jedoch gelten Gesundheitsausgaben aufgrund ihres hauptsächlichen Fokus auf individuellen medizinischen Ergebnissen traditionell als Kostenfaktor. So ist es in der Bewertung von Gesundheitstechnologien (HTAs) bislang nicht gelungen, den ganzheitlichen Wert von Investitionen zu erfassen – mit ein Grund für die vielfältigen Herausforderungen, in der sich unsere Gesundheitssysteme derzeit befinden.

Gesundheitssysteme weltweit sind mit immer rasanter steigenden Belastungen wie nicht übertragbaren Krankheiten konfrontiert, während gleichzeitig schon jetzt die globalen Entwicklungsziele erheblich verfehlt werden und die Gesundheitsversorgung weltweit mit über 9 Billionen US-Dollar (2019) unterfinanziert ist.

Gesundheitsmetriken zeigen den Wert von Gesundheit

Gesundheitsmetriken können die Perspektive auf Gesundheit erweitern, indem sie die individuellen und gesellschaftlichen Auswirkungen auf medizinischer, ökonomischer, ökologischer und sozialer Ebene messbar machen. Damit unterstützen sie einen Paradigmenwechsel von der Betrachtung von Gesundheit als Kostenfaktor zur wertvollen Investition, die das individuelle und gesellschaftliche Wohlbefinden verbessert und wirtschaftliches Wachstum fördert. Vom makroökonomischen Sektor der Gesundheitswirtschaft bis zum Social Impact auf die Produktivität des Einzelnen: Gesundheitsinvestitionen treiben wirtschaftlichen Fortschritt voran, der die Erreichung politischer Ziele beschleunigt – wie beispielsweise die Ziele für nachhaltige Entwicklung der Vereinten Nationen.

Gesundheitsmetriken: Wie können wir globale Gesundheit nachhaltig finanzieren?

Die Gesundheitsmetriken von WifOR umfassen drei Ebenen: die Identifikation, in welchen Bereichen die sozioökonomische Krankheitslast akut ist, die Bewertung der gesellschaftlichen Auswirkungen von Maßnahmen und die Messung der Bedeutung der Gesundheitswirtschaft als Branche.

Bekämpfung der Krankheitslast

Gesundheitliche Einschränkungen beeinträchtigen das Wohlbefinden der direkt Betroffenen und haben zudem gesellschaftliche sowie wirtschaftliche Auswirkungen. Sie erhöhen die Sterblichkeit, Krankheitshäufigkeit und senken die Lebensqualität. Dies führt zu einem Verlust an produktivem Potenzial – sowohl in Form von bezahlter als auch unbezahlter Arbeit (einschließlich informeller Pflege, Haushaltsaktivitäten, ehrenamtlicher Tätigkeiten). Durch die Berechnung der sozioökonomischen Krankheitslast können Investitionen in Maßnahmen gelenkt werden, die den größten wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Mehrwert bieten.

Beispiel: Herz-Kreislauf-Erkrankungen sind die Haupttodesursache weltweit und verursachen allein in Deutschland eine jährliche sozioökonomische Krankheitslast von 55 Millionen Stunden (1,1 Milliarden Euro) bezahlter Arbeit und 1,9 Milliarden Stunden (23,4 Milliarden Euro) unbezahlter Arbeit. Führende Akteur:innen des Gesundheitswesens in Deutschland haben sich deshalb zur Herz-Hirn-Allianz zusammengeschlossen, um die kardiovaskulären Ereignisse bis 2030 um 30 Prozent zu senken. Die Erreichung dieses Ziels entspräche einer jährlichen Einsparung von 16,5 Millionen Stunden (342 Millionen Euro) in bezahlter Arbeit und mehr als eine halbe Milliarde Stunden (7 Milliarden Euro) in unbezahlter Arbeit. Diese Zahlen zeigen, dass Investitionen in Präventionsmaßnahmen kein Kostenfaktor sind, sondern neben der Rettung von Menschenleben auch positive wirtschaftliche Effekte entstehen.

The Burden of Cardiovascular Disease in Germany

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Steigerung von Humanvermögen

Effektive Gesundheitsmaßnahmen haben positive Auswirkungen auf das Wohlbefinden einzelner Patient:innen sowie der indirekt Betroffenen, zum Beispiel der Betreuer:innen oder Angehörigen von Patient:innen. Wenn Menschen gesünder sind, verbessert sich ihre Lebensqualität, sie haben eine längere Lebenserwartung und ein erhöhtes Produktionspotenzial, auch bekannt als Humanvermögen. Der Social Impact von WifOR quantifiziert die Zunahme dieses Produktionspotenzials und hebt damit den gesellschaftlichen Wert von Gesundheitsinnovationen hervor. Das Modell übersetzt den Nutzen von Maßnahmen in Bruttowertschöpfung – und ist damit kompatibel mit modernen nationalen Buchführungssystemen. Die Darstellung des Social Impacts in monetären Einheiten ermöglicht es, Renditen im Gesundheitsbereich mit jenen anderer Sektoren zu vergleichen.

Beispiel: Diabetes mellitus Typ 2 (T2DM) macht weltweit über 90 Prozent der Diabetesfälle aus. Eine Studie zu Fällen von neu diagnostizierten Erwachsenen mit T2DM in Mexiko untersuchte die frühzeitige intensivierte Behandlung im Vergleich zur anfänglichen Monotherapie und anschließenden intensiven Behandlung. Die Untersuchungen ergaben einen Social Impact von 13 Millionen bezahlten und unbezahlten Arbeitsstunden über einen Zeitraum von zehn Jahren. Dies entspricht einem vermiedenen Produktivitätsverlust von 54 Millionen US-Dollar.

Die frühzeitige intensivierte Behandlung von T2DM ermöglicht es chronisch kranken Patient:innen, ihre täglichen Aktivitäten fortzusetzen und zu arbeiten. Die Ergebnisse der Social Impact Analyse zeigen neben den Auswirkungen dieser Innovation für die Gesundheit auch den volkswirtschaftlichen Wert.

Social Impact of Innovative Medicines

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Anerkennung des Wertes der Gesundheitswirtschaft

Die Gesundheitswirtschaft ist ein wesentlicher Bestandteil der nationalen Wirtschaft. Jedoch wird ihr gesellschaftlicher Wert im Gegensatz zu anderen Sektoren häufig unterschätzt. In der Gesundheitswirtschaftlichen Gesamtrechnung (GGR) misst WifOR die Größe, die Auswirkungen und die Bedeutung der Gesundheitswirtschaft und ermöglicht einen Vergleich mit anderen Ländern und Branchen.

Basierend auf Daten zum Bruttoinlandsprodukt (BIP), der Brutto-Wertschöpfung (BWS) und Beschäftigungseffekten ist das Modell der Gesundheitswirtschaftlichen Gesamtrechnung von WifOR eine umfassende Metrik für die Auswirkungen von Gesundheitsinvestitionen auf die Gesamtwirtschaft.

Beispiel: In Europa macht die Gesundheitswirtschaft nicht nur den größten Sektor in der Gesamtwirtschaft aus, sondern erzielt auch hohe Renditen in Bezug auf Wachstum, Beschäftigung und Exporte. Der Wert der Gesundheitswirtschaft der EU lag 2019 bei 1,38 Milliarden Euro und wuchs in den letzten fünf Jahren um 20 Prozent. In der gesamten EU wurde 2019 jeder siebte Arbeitsplatz direkt von der Gesundheitswirtschaft unterstützt und mehr als zehn Prozent der Gesamtexporte stammen aus diesem Sektor.

Der wirtschaftliche Wert der Gesundheit spiegelt sich ähnlich auf globaler Ebene wider und macht 7,6 Prozent des globalen Bruttoinlandsprodukts aus und unterstützt Arbeitsplätze von fast 200 Millionen Menschen. Durch die Messung von Größe und Auswirkungen der Gesundheitswirtschaft sind die Akteur:innen im privaten und öffentlichen Bereich in der Lage, die makroökonomische Rendite von Gesundheitsinvestitionen anzuerkennen.

Gesundheitsinvestitionen fördern eine positive Rückkopplungsschleife

Renditen von Gesundheitsinvestitionen sind nicht voneinander isoliert zu betrachten. Innovationen im Gesundheitswesen, zum Beispiel die Entwicklung eines Impfstoffs oder eines neuen medizinischen Verfahrens, verbessern die Gesundheitsversorgung. Weniger Krankheitsfälle erhöhen wiederum die wirtschaftliche Produktivität und führen zu einem erhöhten gesellschaftlichen Wohlstand. Das dadurch angeregte wirtschaftliche Wachstum bedeutet mehr finanziellen Spielraum für weitere gezielte Gesundheitsmaßnahmen. So entsteht durch Gesundheitsinnovationen ein positiver Aufwärtstrend.

Positive Feedback Loop DE
Positive Feedback Loop DE

Die Erreichung politischer Ziele durch Gesundheitsmetriken

Die Vereinten Nationen haben in ihrer Agenda 2030 insgesamt 17 Ziele für nachhaltige Entwicklung beschlossen. Während zum Beispiel Ziel 3 (Gesundheit und Wohlergehen) explizit eine verbesserte Gesundheit adressiert, hätte dessen Erreichung auch Auswirkungen auf weitere Entwicklungsziele. Zum Beispiel fördern Gesundheitsinvestitionen eine resiliente wirtschaftliche Entwicklung (Ziel 8) und unterstützen Innovationen (Ziel 9). Dies würde zudem Beschäftigung fördern und das Wohlbefinden der Bürger:innen verbessern – und dadurch Armut reduzieren (Ziel 1). Die Anerkennung des ganzheitlichen Wertes von Gesundheitsinvestitionen ist entscheidend, um die nachhaltigen Finanzmodelle zu entwickeln, die für gesunde und wohlhabende Gesellschaften notwendig sind.