IGBCE-Studie

Impact Measurement und Valuation von Unternehmensaktivitäten

Wie lassen sich soziale, ökologische und ökonomische Auswirkungen von Unternehmensaktivitäten messen und bewerten? In einer gemeinsamen Studie mit der Stiftung Arbeit und Umwelt stellt WifOR verschiedene Initiativen und Akteure sowie deren Methodenentwürfe für „Impact Measurement und Valuation“ vor.

Greenwashing ist allgegenwärtig. Das Problem: es gibt keine einheitlichen Standards zur Messung und Bewertung der sozialen, ökologischen und ökonomischen Auswirkungen von Unternehmensaktivitäten. Zwar verpflichtet die sogenannte Corporate Sustainability Reporting Direktive (CSRD) der EU immer mehr Unternehmen zur Nachhaltigkeitsberichterstattung. Jedoch ist der Spielraum groß – insbesondere bei kritischen ökologischen Emissionen, sodass Unternehmensdaten kaum vergleichbar sind. Dies führt dazu, dass Nachhaltigkeit in Unternehmen häufig als Image- oder Reporting-Thema gilt anstatt als wesentlicher Faktor in der Entscheidungsfindung. Mithilfe von Impact Valuation und Measurement können Nachhaltigkeitskennzahlen mess- und vergleichbar werden. Dies schafft Transparenz für interne und externe Stakeholder und unterstützt nachhaltigere Entscheidungen in Unternehmen.

Der gesellschaftliche Beitrag von Unternehmen und seine Bilanzierung

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Was ist Impact Measurement und Valuation? 

Impact Measurement und Valuation umfasst die Ansätze zur Messung und Bewertung der sozialen, ökologischen und ökonomischen Auswirkungen von Geschäftstätigkeiten. Einige Ansätze beinhalten nicht nur die Auswirkungen, die Unternehmen durch ihre direkten Geschäftstätigkeiten verursachen, sondern ebenso die Effekte, die in der Lieferkette und nachgelagert durch den Verkauf von Produkten und Dienstleistungen entstehen.  

Impact Measurement bezieht sich auf die Möglichkeiten der Messung von nichtfinanziellen Kennzahlen. Doch die Wirkung von Geschäftstätigkeiten kann je nach Standort variieren – eine Information, die aus der Kommunikation physischer Größen wie beispielsweise Kilogramm, Liter oder Hektar nicht hervorgeht. Die Impact Valuation bewertet daher im nächsten Schritt die zuvor gemessenen Auswirkungen. 

Mithilfe von Koeffizienten können die physischen Werte in eine einheitliche Messgröße umgerechnet werden. Es haben sich monetäre Einheiten wie Dollar beziehungsweise Euro etabliert, um Effekte untereinander und mit finanziellen Kennzahlen in Relation setzen zu können. Zusätzlich ermöglicht die Monetarisierung Nachhaltigkeitskennzahlen in die finanzielle Berichterstattung zu integrieren.

Was sind die Ziele von Impact Measurement und Valuation?

Impact Measurement und Valuation schaffen in erster Linie ein besseres Verständnis der Auswirkungen von Geschäftstätigkeiten entlang der Wertschöpfungskette sowie der drei Nachhaltigkeitsdimensionen – sozial, ökologisch und ökonomisch. Diese Informationsgrundlage unterstützt Organisationen dabei neben den finanziellen Aspekten auch soziale und ökologische Risiken in die Entscheidungsfindung einzubeziehen.  

Zudem können die gewonnen Nachhaltigkeitskennzahlen zu mehr Transparenz im Stakeholder-Dialog beitragen. Neben Journalist:innen, NGOs und Kund:innen interessieren sich zunehmend auch Investor:innen für das Thema Nachhaltigkeit. So möchten beispielsweise immer mehr Anlegende ihre Investments an sozialen und ökologischen Kriterien ausrichten – nicht allein aus ethischen Gründen. Organisationen, die Nachhaltigkeit glaubwürdig in ihre Strategie integrieren, gelten als zukunftsfähiger, resilienter und damit als langfristig attraktivere Anlagen.

Ein weiteres Ziel von Impact Measurement und Valuation ist es, Unternehmen auf die steigenden gesetzlichen Anforderungen im Bereich der Nachhaltigkeitsberichterstattung sowie strengere soziale und ökologische Sorgfaltspflichten vorzubereiten. Beispielsweise schafft das Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz (LkSG) einen rechtlichen Rahmen, der bestimmte Unternehmen dazu verpflichtet soziale und ökologische Standards in ihrer Lieferkette einzuhalten. Auch die Klimaziele des Pariser Abkommens können Unternehmen nur erreichen, wenn sie in der Lage sind, die Auswirkungen ihrer Geschäftsaktivitäten auf die Umwelt zu messen und dadurch gezielt zu adressieren.

Wie wird Impact gemessen?

Es gibt verschiedene Methoden und Rahmenwerke zur Messung von Impacts. Die theoretische Grundlage, um soziale, ökologische und ökonomische Auswirkungen zu quantifizieren bilden in der Regel sogenannte Impact Pathways. Diese beschreiben den Fluss von Inputs, Outputs und Aktivitäten und zeigen die ökologischen und sozialen Veränderungen sowie deren Konsequenzen für die Gesellschaft. Die soziale, ökologische und ökonomische Dimension wird durch verschiedene Indikatoren ausgedrückt:

Soziale, ökologische und ökonomische Indikatoren

Soziale Indikatoren

Der soziale Impact beschreibt die Auswirkungen von Unternehmensaktivitäten auf die Gesellschaft. Er umfasst verschiedene Aspekte wie beispielsweise die Arbeitssicherheit, faire Löhne, geschlechtsspezifische Einkommensunterschiede, Vielfalt der Belegschaft, Schulungen für Mitarbeitende, Risiko der modernen Sklaverei, Kinderarbeit oder Korruption. Zudem können die Auswirkungen auf die Gesundheit der Menschen berücksichtigt werden. 

Ökologische Indikatoren

Der ökologische Impact bezieht sich auf die Auswirkungen eines Unternehmens auf die Umwelt. Dies kann durch verschiedene Indikatoren gemessen werden, beispielsweise durch die verursachten Treibhausgasemissionen, Wasser- und Energieverbrauch, Landnutzung, Abfälle und den Einfluss auf die Biodiversität. 

Ökonomische Indikatoren

Der ökonomische Impact misst die Bruttowertschöpfung. Diese gibt den Beitrag eines Unternehmens zum Bruttoinlandsprodukt eines jeweiligen Landes an und beinhaltet auch Steuer- und Lohnzahlungen.

Während die ökologischen Auswirkungen in der Regel negativ und die ökonomischen positiv sind, kann die soziale Dimension sowohl positive als auch negative Impacts enthalten. Auch Produkte und Dienstleistungen können ambivalente Impacts haben. Beispielsweise führen medizinische Innovationenzu einer verbesserten Gesundheit der Bevölkerung und lösen positive volkswirtschaftliche Effekte aus, verursachen aber auch Treibhausgase und zusätzlichen Abfall. 

Derzeit verfolgen Organisationen unterschiedliche Ansätze, um diese Auswirkungen zu messen und zu bewerten. Daher ist es wichtig die verschiedenen Methoden zu einem Standard zu vereinheitlichen, um eine Vergleichbarkeit der Daten zu ermöglichen. 

Wie werden die Daten für Impact Valuation erhoben? 

Die Impact Valuation nutzt zunächst primäre Daten, beispielsweise aus der Gewinn- und Verlustrechnung sowie gemessene ökologische und soziale Kennzahlen. Als sekundäre Datenquellen dienen Input-Output-ModellierungenLebenszyklusanalysen und Industrie- oder Länderdurchschnitte, die in der Regel auf Einkaufs- und Verkaufsdaten basieren, um die Wirkungen in der Wertschöpfungskette abzubilden. 

Sekundäre und primäre Daten können auch kombiniert werden, um eine genauere Bewertung des Impacts zu ermöglichen. Zur Monetarisierung der gemessenen Werte dienen offizielle Daten und akademische Veröffentlichungen, die die Koeffizienten für verschiedene Indikatoren festlegen.

Was sind die Grenzen von Impact Measurement und Valuation?

Bei der Nutzung von Impact Measurement und Valuation ist es wichtig zu berücksichtigen, dass es nicht möglich ist den gesamten Beitrag eines Unternehmens zur Gesellschaft zu erfassen. Die Messgrößen und Methoden werden stetig weiterentwickelt, sodass derzeit einige Indikatoren wie etwa Treibhausgasemissionen etablierter sind als andere wie beispielsweise Korruption.

Transparenz bei der Definition und Messung der Indikatoren ist daher entscheidend für die Akzeptanz und Glaubwürdigkeit der Methode. Auch ethische Fragen tauchen auf, beispielsweise bei der Monetarisierung sozialer Indikatoren wie Kinderarbeit oder bei der Abwägung von negativen ökologischen Auswirkungen gegenüber finanziellen Gewinnen. 

Zudem gibt es aktuell eine Vielzahl an Bezeichnungen und Methoden, die den Umfang und die Messung von Nachhaltigkeit unterschiedlich definieren. Deshalb setzt sich WifOR dafür ein globale Standards im Bereich der Nachhaltigkeitsmessung zu setzen, um das Problem der mangelnden Vergleichbarkeit von sozialen, ökologischen und ökonomischen Auswirkungen von Unternehmen langfristig lösen zu können.