

Glossar Arbeitsmarkt
Big Data, DEI, Intersektionalität – die Fachsprache in der Welt der Arbeit entwickelt sich fortlaufend. Dieses Glossar enthält Definitionen, die Arbeitgebenden, Arbeitnehmenden, Branchenvertretenden, Nichtregierungsorganisationen und Regierungsvertretenden dabei helfen sollen, die aktuellen Entwicklungen auf dem Arbeitsmarkt besser zu verstehen.
Arbeitgeberattraktivität
Arbeitgeberattraktivität ist subjektiv und entsteht, wenn Organisationen die zentralen Attraktivitätskriterien erfüllen, die (potenzielle) Mitarbeitende anziehen und binden. Diese Kriterien können sich je nach Branche, Standort, Position und individuellen Präferenzen unterscheiden. Neben dem Lohn haben besonders flexible Arbeitszeiten, Gesundheitsförderung, Weiterbildungsmöglichkeiten und eine positive Unternehmenskultur an bedeutung gewonnen. Auch für gezielte Employer-Branding-Maßnahmen ist es wichtig, die ausschlaggebenden Kriterien für ihre (potenziellen) Mitarbeitenden zu kennen, um sich als attraktiver Arbeitgeber zu positionieren.
Big Data
Big Data wird durch drei Attribute definiert: Volumen, Geschwindigkeit und Vielfalt. Das Volumen bezieht sich auf die Masse der gesammelten Informationen. Geschwindigkeit bedeutet die rasante Geschwindigkeit, mit der Daten verarbeitet werden, und Vielfalt bezeichnet die verschiedenen Formen von Daten – einschließlich Text, Bild, Zahlen, Video und Audio.
Diversity
Der Begriff Diversity bedeutet im Unternehmenskontext, wie vielfältig die Mitarbeitenden sind – gemessen an verschiedenen Vielfaltsdimensionen. Die der Charta der Vielfalt hat insgesamt sieben Dimensionen definiert: Alter, ethnische Herkunft/ Nationalität, Geschlecht/ geschlechtliche Identität, körperliche/ geistige Fähigkeiten, Religion/ Weltanschauung, sexuelle Orientierung und soziale Herkunft.
Equal Pay Day
Der Equal Pay Day (EPD) ist ein internationaler Aktionstag, der auf die Entgeltungleichheit zwischen Frauen und Männern aufmerksam macht. Er wird in verschiedenen Ländern an unterschiedlichen Tagen begangen und symbolisiert die bestehende Lohnlücke zwischen den Geschlechtern. Der EPD markiert rechnerisch den Tag, bis zu dem Frauen unentgeltlich arbeiten müssten, um die gleiche Lohnsumme wie Männer zu erhalten. Eine durchschnittliche unbereinigte Entgeltdifferenz von 18% in Deutschland entspricht einem Zeitraum 66 Kalendertagen im Jahr.
Equity
Im Zusammenhang mit DEI bezieht sich der Begriff „Equity“ darauf, dass ein Unternehmen gerechte Arbeitsbedingungen schafft und sich für eine faire Behandlung aller Mitarbeitenden einsetzt. Im Mittelpunkt steht die Bekämpfung von Diskriminierung und die Anerkennung von Ungleichheiten.
Fachkräftemangel
Von einem Fachkräftemangel spricht man, wenn das Angebot an qualifizierten Bewerbern nicht ausreicht, um den Bedarf eines Unternehmens oder einer Branche zu decken. In vielen Volkswirtschaften wird der Fachkräftemangel immer akuter. Strategien zur Behebung des Fachkräftemangels sollen auch die Weiterbildung bestehender Mitarbeiter und die Erhöhung der Arbeitsmarktintegration von unterrepräsentierten Gruppen umfassen.
Gender Care Gap
Der Gender Care Gap ist der Unterschied in der unbezahlten Sorge- und Pflegearbeit, auch Care-Arbeit genannt, die Frauen im Vergleich zu Männern leisten – und verdeutlicht eine weitere strukturelle Geschlechterlücke. Der Begriff wurde von der Bundesregierung in ihrem Gleichstellungsbericht entwickelt und umfasst Tätigkeiten wie Kindererziehung, Hausarbeit und die Pflege von Angehörigen.
Gender Pay Gap
Der Gender Pay Gap (GPG) ist der durchschnittliche Bruttostundenverdienst von Frauen im Verhältnis zum Bruttostundenverdienst von Männern. In Deutschland liegt der unbereinigte GPG bei 18 % und bereinigte bei 6 % (2024). Für die EU-27 beträgt der durchschnittliche unbereinigte GPG 12,7 % (2021).
Inclusion
Im allgemeinen Sprachgebrauch nutzen Menschen den deutschen Begriff „Inklusion“, um den Prozess der Integration von Menschen mit Behinderungen in die Gesellschaft zu beschreiben. Beim englischen Begriff „Inclusion“ geht es um die Schaffung eines inklusiven Umfeldes für alle, unabhängig von ihren individuellen Merkmalen und Hintergründen. Um zu betonen, dass alle Menschen in die Gesellschaft einbezogen werden sollten, nutzen viele Wissenschaftler:innen bewusst die englischen Begriffe.
Informelle Arbeit
Informelle Arbeit ist eine Form der Beschäftigung, die außerhalb der formellen Wirtschaftsstrukturen stattfindet und in der Regel nicht in den offiziellen Wirtschaftsstatistiken oder der volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung erfasst wird. In den Industrieländern umfasst diese Art der Arbeit häufig unbezahlte Tätigkeiten wie häusliche Pflege, ehrenamtliche Arbeit in gemeinnützigen Organisationen oder Selbstversorgung in Haushalten. Diese Tätigkeiten tragen auf nicht-monetäre Weise zu Wohlstand und Lebensqualität bei. Informelle Arbeit kann auch bezahlte Arbeit umfassen, die in informellen Sektoren oder auf informellen Märkten geleistet wird, wie z.B. kleine Reparaturdienste oder Nachhilfeunterricht, solange diese Tätigkeiten nicht offiziell gemeldet und somit nicht steuer- und sozialversicherungspflichtig sind. Die Abgrenzung zur Schattenwirtschaft besteht darin, dass informelle Arbeit nicht primär zur Vermeidung von Steuern oder Sozialabgaben ausgeübt wird, sondern aus einer Notwendigkeit oder Tradition heraus entsteht.
Informelle Reproduktionsbereiche
Informelle Reproduktionsbereiche zählen zu den nicht-marktlichen Tätigkeiten. Sie umfassen Haushalt und Sorgearbeit.
Intersektionalität
Intersektionalität beschreibt eine besondere Form der Diskriminierung, die eine Person aufgrund systematischer Ungleichheiten aufgrund von sich überschneidenden Merkmalen erfährt. Zu den sich überschneidenden Merkmalen gehören beispielsweise Geschlecht, religiöse Überzeugungen, ethnische Zugehörigkeit, Behinderung und Klasse. Die Überschneidung von Diskriminierung unterscheidet die Intersektionalität von der Mehrfachdiskriminierung.
Kompetenz
Wissenschaftler:innen definieren den Begriff „Kompetenz“ unterschiedlich und verwenden ihn häufig synonym mit „Fähigkeit“. Diejenigen, die eine Unterscheidung treffen, beschreiben Kompetenz als einen Überbegriff von Fähigkeiten, die Personen in die Lage versetzen, mit komplexen und unsicheren Situationen umzugehen. Für die Definition von Anforderungsprofilen und Übergangspfaden nutzt WifOR folgende Kategorisierung in drei Kompetenztypen: fachliche Kompetenzen, überfachliche Kompetenzen und Zertifikate und Ausbildungsabschlüsse.
Zu nicht-marktlichen Tätigkeiten zählen ehrenamtliches Engagement, Schwarzarbeit, Haushaltsproduktion und Sorgearbeit. Sehen Sie Informelle Arbeit.
Unter Schattenwirtschaft versteht man wirtschaftliche Aktivitäten, die bewusst vor staatlichen Kontrollinstanzen verborgen werden, um Steuern und Sozialabgaben zu umgehen oder weil die Aktivität selbst illegal ist. Die Schattenwirtschaft umfasst sowohl die Erbringung legaler Dienstleistungen und den Verkauf von Gütern ohne Registrierung und Besteuerung als auch illegale Aktivitäten wie Schwarzarbeit, Handel mit verbotenen Substanzen oder Gütern und andere Formen illegaler wirtschaftlicher Aktivitäten. Im Gegensatz zur informellen Arbeit, die häufig aus sozialen, kulturellen oder praktischen Gründen unbezahlt und unangemeldet bleibt, zielt die Schattenwirtschaft bewusst darauf ab, sich den rechtlichen und fiskalischen Rahmenbedingungen des Staates zu entziehen. Die Abgrenzung zur informellen Arbeit besteht vor allem in der Intention: Während informelle Arbeit nicht zwangsläufig mit der Absicht der Steuerhinterziehung ausgeübt wird, zeichnet sich die Schattenwirtschaft durch das bewusste Bestreben aus, staatliche Regulierungen und Abgaben zu umgehen.
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