Seit 2024 ist die Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD) in Kraft. Damit werden ab 2025 rund 49.000 Unternehmen in der EU schrittweise dazu verpflichtet, Informationen zu ihren Nachhaltigkeitskennzahlen zu veröffentlichen. Ein zentraler Bestandteil dieses Prozesses ist die Wesentlichkeitsanalyse.
Was ist eine Wesentlichkeitsanalyse?
Eine Wesentlichkeitsanalyse – häufig auch Materialitätsanalyse genannt – identifiziert die ESG-Themen (Umwelt, Soziales und Unternehmensführung), die die größten Auswirkungen auf den Fortbestand eines Unternehmens haben können. Sie bildet die Basis für die Nachhaltigkeitsberichterstattung.
Themen gelten dann als wesentlich, wenn eine der folgenden beiden Perspektiven erfüllt ist:
- Inside-Out-Perspektive: Dieser Ansatz betrachtet die Auswirkungen eines Unternehmens auf Mensch und Umwelt.
- Outside-In-Perspektive: Sie analysiert, welche finanziellen und nicht-finanziellen Themen die Geschäftstätigkeit eines Unternehmens beeinflussen.
Die CSRD verpflichtet Unternehmen zur doppelten Wesentlichkeit. Das bedeutet, dass sie Nachhaltigkeitsthemen sowohl nach ihren gesellschaftlichen Auswirkungen als auch nach ihrer finanziellen Wesentlichkeit bewerten müssen. Unternehmen sind verpflichtet, Informationen offenzulegen, die in einer der beiden Kategorien als wesentlich gelten, sowie solche, die beide Perspektiven betreffen.
Wie geht man bei einer Wesentlichkeitsanalyse vor?
Die European Sustainability Reporting Standards (ESRS) bieten die Leitlinien zur Identifizierung und Berichterstattung wesentlicher Themen nach CSRD. Sie haben das Ziel, eine einheitliche und transparente Berichterstattung zu gewährleisten, um die Vergleichbarkeit zwischen Unternehmen zu verbessern. In der Praxis wird die Wesentlichkeitsanalyse häufig in folgende Schritte unterteilt:
1. Ermittlung relevanter Themen
Die ESG-Themen, über die Unternehmen im Rahmen der CSRD berichten, hängen von der individuellen Wesentlichkeit ab. Mit anderen Worten: Unternehmen haben künftig die Freiheit, selbst zu entscheiden, welche Themen sie in ihrer Berichterstattung aufnehmen. Allerdings müssen diese Themen klar aus einer zuvor durchgeführten Wesentlichkeitsanalyse hervorgehen.
Die ESRS unterstützen Unternehmen dabei, die relevanten Themen für die Analyse zu identifizieren. Es ist jedoch sinnvoll, die wesentlichen Themen eines Unternehmens und seiner Lieferkette nicht ausschließlich auf Grundlage der ESRS festzulegen. Um über die bloße Einhaltung von Compliance-Vorgaben hinauszugehen, empfiehlt es sich, auch weitere Rahmenwerke der nachhaltigen Entwicklung in Betracht zu ziehen. So können Unternehmen beispielsweise ermitteln, inwiefern sie zur Erreichung politischer Nachhaltigkeitsziele beitragen.
Eine solche Option bietet das Indikatorenset, das die Europäische Union im Jahr 2017 veröffentlicht hat, um die Fortschritte bei der Erreichung der Ziele für nachhaltige Entwicklung (Sustainable Development Goals, kurz: SDGs) auf europäischer Ebene zu messen. Dieses Set umfasst etwa 100 Indikatoren, die sich auf die 17 Ziele der Agenda 2030 der Vereinten Nationen beziehen. Die Eurostat-Datenbank ist für alle EU-Mitgliedstaaten frei zugänglich.
2. Bewertung relevanter Themen
Um aus der Vielzahl an möglichen Indikatoren die für ein Unternehmen relevanten Themen auszuwählen, gibt es verschiedene Möglichkeiten. Laut ESRS ist allein wichtig, dass „angemessene quantitative und/oder qualitative Schwellen“ für die Bewertung der Wesentlichkeit festgelegt werden (ESRS 1). Häufig geschieht dies durch Umfragen, Interviews oder Workshops mit Stakeholdern wie Mitarbeitenden, Investor:innen und Kund:innen.
Impact Valuation ergänzt Stakeholderbefragungen, indem sie qualitative Informationen in monetär bewertbare, quantitative Daten übersetzt. Statt sich auf subjektive Meinungen zu stützen, erlaubt Impact Valuation eine wissenschaftlich-basierte Priorisierung und Vergleichbarkeit von Auswirkungen. Sie bietet folgende Methoden, um quantitative Schwellen zu setzen:
- Vergleich mit der eigenen Branche: Bei dieser Methode wird untersucht, wie das Unternehmen bei bestimmten Umwelt- und Sozialindikatoren im Vergleich zu seinen Mitbewerbenden abschneidet. Zum Beispiel, ob ein Unternehmen mehr Frischwasser entnimmt als der Branchendurchschnitt oder überdurchschnittlich viel in Weiterbildungsmaßnahmen für Mitarbeitende investiert.
- Höchster Impact: Diese Methode konzentriert sich darauf, welche gesellschaftlichen Folgekosten ein Unternehmen durch seine Aktivitäten verursacht. Wenn ein Unternehmen beispielsweise entlang seiner Lieferkette die höchsten Kosten durch Treibhausgasemissionen auslöst, kann dies bedeuten, dass andere Umweltauswirkungen, wie beispielsweise Wasserverbrauch oder Abfallproduktion, im Vergleich als weniger wichtig eingestuft werden. Diese Priorisierung hilft Unternehmen, ihre Ressourcen gezielt dort einzusetzen, wo die größten Folgen für die Gesellschaft und Umwelt entstehen.
- Verhältnis zum erwirtschafteten Jahresüberschuss: Dieser Ansatz nutzt eine finanzielle Kennzahl, wie den Jahresüberschuss, um wesentliche Themen zu identifizieren. Hierbei wird ein bestimmter Prozentsatz des Jahresüberschusses (z.B. 5 % oder 10 %) festgelegt. Themen, deren Auswirkungen diesen Schwellenwert überschreiten, gelten als wesentlich, da sie hohe Auswirkungen auf den Fortbestand des Unternehmens haben können.
Zudem ist eine Kombination dieser Methoden möglich, um ihre Stärken sinnvoll zu ergänzen. Beispielsweise erlaubt die Verknüpfung der Methoden 1 und 3 den Bezug zur finanziellen Perspektive herzustellen und gleichzeitig mit der Nachhaltigkeitsperformance der eigenen Branche und der nationalen Gesamtwirtschaft in Kontext zu setzen.
3. Erstellung einer Bewertungslogik
Im nächsten Schritt wird eine Bewertungslogik definiert, in der die gesammelten Themen nach ihrer Relevanz bewertet werden. Dabei wird die zuvor erwähnte Differenzierung zwischen Outside-In- und Inside-Out-Perspektive angewendet, um die Themen umfassend zu analysieren.
4. Stakeholderanalyse
In diesem Schritt erfolgt die Identifikation der relevanten Stakeholder, die anschließend nach ihrer Bedeutung für das Unternehmen geordnet werden. Dies beinhaltet die Erstellung einer Rangfolge, die sowohl den Einfluss der Stakeholder auf das Unternehmen als auch den Grad ihrer Betroffenheit durch ESG-Maßnahmen berücksichtigt. Zu den Stakeholdern zählen beispielsweise Kund:innen, Mitarbeitende, Investor:innen, Lieferanten, Regulierungsbehörden und die breite Öffentlichkeit.
5. Einbeziehung der Stakeholderperspektive
Um sicherzustellen, dass die Stakeholder-Perspektive effektiv in den Analyseprozess integriert wird, sollten Unternehmen aktiv Feedback einholen. Dies kann durch regelmäßige Befragungen, Workshops oder Dialogformate geschehen, die es verschiedenen Stakeholdern ermöglichen, ihre Anliegen und Erwartungen direkt einzubringen. Ein Beispiel hierfür wäre eine jährliche Stakeholderbefragung, bei der deren Meinungen zu relevanten ESG-Themen gesammelt und ausgewertet werden.
6. Erstellung einer Wesentlichkeitsmatrix
Die Ergebnisse der Wesentlichkeitsanalyse können in einer Wesentlichkeitsmatrix grafisch dargestellt werden. Diese Matrix visualisiert die Prioritäten von Unternehmen und Stakeholdern und hilft dabei, die Relevanz der identifizierten Themen zu kommunizieren. Die X-Achse kann beispielsweise den Einfluss der einzelnen ESG-Themen auf das Unternehmen (von niedrig bis hoch) darstellen, während die Y-Achse den Grad der Auswirkungen eines Unternehmens auf Mensch und Natur widerspiegelt. Die Matrix bietet somit eine übersichtliche Darstellung der Themen, die in der Nachhaltigkeitsberichterstattung behandelt werden sollten.
7. Veröffentlichung der Ergebnisse
Die Ergebnisse der Wesentlichkeitsanalyse können Unternehmen sowohl für die Nachhaltigkeitsberichterstattung als auch für interne Strategiedokumente nutzen. Darüber hinaus können die Erkenntnisse aus der Wesentlichkeitsanalyse als Grundlage für die Entwicklung und Umsetzung von ESG-Strategien dienen, die nicht nur den gesetzlichen Anforderungen entsprechen, sondern auch den Erwartungen der Stakeholder gerecht werden.
Wie unterstützt Impact Valuation bei der Wesentlichkeitsanalyse?
Impact Valuation ist eine Methode, die den Wert unternehmerischen Handelns für die Gesellschaft misst – über die reinen Geschäftsergebnisse hinaus. Eine wesentliche Komponente der Impact Valuation sind Bewertungsfaktoren (auch: Impact Valuation-Faktoren), die die gesellschaftliche Bedeutung einzelner Indikatoren für die Gesellschaft widerspiegeln. Durch die Multiplikation physischer Größen mit diesen Koeffizienten erfolgt eine Umrechnung in eine gemeinsame Währung (Euro oder Dollar). Indem Indikatoren wie Wasserverbrauch oder Treibhausgasemissionen statt in Litern und Tonnen in einer einheitlichen, monetarisierten Einheit dargestellt werden, können sie besser miteinander verglichen werden.
Outside-In-Perspektive und ESG-Themen
Für die Outside-In-Perspektive werden aktuelle betriebswirtschaftliche Kennzahlen und direkte Lieferantenbeziehungen analysiert. Im nächsten Schritt ermöglichen Projektionen die Abschätzung der Chancen und Risiken, die aus Veränderungen in der Regulierung, Technologie oder den Marktbedingungen resultieren können. Diese Veränderungen werden auch als Transitions-Chancen und -Risiken bezeichnet.
Stakeholder-Perspektive und gesellschaftliche Relevanz
Ein wichtiges Merkmal der Impact Valuation ist die objektive und wissenschaftlich fundierte Einbeziehung der Stakeholder-Perspektive. Die quantitativen Ergebnisse zeigen die tatsächlichen Auswirkungen der Unternehmensaktivitäten auf die Gesellschaft und deren Bedeutung für Stakeholder. Dies erlaubt es Unternehmen, ihre Strategien gezielt an den Chancen und Risiken mit den höchsten Impacts auszurichten.
Transparenz und Konsistenz in der Nachhaltigkeitsbewertung
Für die Erstellung von Nachhaltigkeitsberichten ist es sinnvoll, ein transparentes, nachvollziehbares und jährlich reproduzierbares Modell zu wählen, insbesondere für die Wesentlichkeitsanalyse. Hierfür bietet Impact Valuation eine analytisch konsistente Basis. Durch eine jährliche Durchführung werden Veränderungen wesentlicher Themen transparent, sowohl durch Maßnahmen des Unternehmens als auch durch Entwicklungen auf nationaler und globaler Ebene.
Konkrete Beispiele und Darstellung in der Wesentlichkeitsmatrix
Die Wesentlichkeitsanalyse berücksichtigt sowohl die Auswirkungen eines Unternehmens auf die Gesellschaft als auch die Auswirkungen gesellschaftlicher Veränderungen auf ein Unternehmen. Beispiele für diese doppelte Wesentlichkeit lassen sich in einem fiktiven Industrieunternehmen finden:
1. Inside-Out-Perspektive:
- Beitrag zur sozialen Gerechtigkeit: Ein Industrieunternehmen, das faire Arbeitsbedingungen und Förderprogramme für Mitarbeitende anbietet, trägt aktiv zur Verbesserung der sozialen Gleichheit in der Gesellschaft bei. Indem es Chancengleichheit schafft und die berufliche Entwicklung aller Mitarbeitenden unterstützt, trägt das Unternehmen dazu bei, soziale Barrieren abzubauen und die gesellschaftliche Teilhabe zu erhöhen.
- Umweltauswirkungen: Der Wasserverbrauch in industriellen Produktionsprozessen kann erhebliche Auswirkungen auf die Umwelt haben. Übermäßiger Wasserentzug kann lokale Wasserressourcen erschöpfen und damit sowohl die Ökosysteme als auch die umliegenden Gemeinden beeinträchtigen.
- Wirtschaftliche Effekte: Der Einsatz innovativer Technologien kann die Bruttowertschöpfung des Unternehmens steigern. Durch die Verbesserung der Produktionsprozesse kann das Unternehmen den wirtschaftlichen Wert seiner Produkte erhöhen, was langfristig zu einem stabileren finanziellen Fundament und zur Schaffung von Arbeitsplätzen führen kann.
2. Outside-In-Perspektive:
- Gesellschaftlicher Druck: Angesichts des wachsenden gesellschaftlichen Drucks sind Unternehmen zunehmend gefordert, ihre sozialen Praktiken zu überdenken und zu verbessern. Dieser Druck kann sich beispielsweise in Form von Kundenbewertungen, sozialen Medien oder öffentlichen Diskussionen äußern, die das Verhalten von Unternehmen kritisch hinterfragen. Wenn das Unternehmen nicht auf diese Erwartungen reagiert, riskiert es, das Vertrauen externer Stakeholder zu verlieren, was zu einem Rückgang der Kund:innenloyalität und zu Umsatzeinbußen führen kann.
- Wasserknappheit: Die Entnahme von Frischwasser für die industrielle Fertigung trägt zur globalen Verknappung der Wasserressourcen bei. Während diese Knappheit heute vor allem Ökosysteme und landwirtschaftliche Systeme betrifft, könnte sie in Zukunft auch zu Lieferkettenengpässen oder erheblichen Preissteigerungen bei Agrarprodukten führen. Diese Herausforderungen im Zusammenhang mit der Anpassung an neue Umstände kann die strategische Ausrichtung und Wettbewerbsfähigkeit des Unternehmens gefährden.
- Marktchancen: Der wachsende Markt für umweltfreundliche Produkte bietet Industrieunternehmen neue Geschäftsmöglichkeiten. Indem sie nachhaltige Produkte und Dienstleistungen entwickeln und anbieten, können Unternehmen nicht nur ihre Marktposition stärken, sondern auch das Vertrauen der Kunden gewinnen. Die Anpassung an diese Marktveränderungen kann zudem zu innovativen Lösungen führen, die das Unternehmen von der Konkurrenz abheben und langfristig die Markenloyalität fördern.
Visualisierung in der Wesentlichkeitsmatrix
In einer Wesentlichkeitsmatrix werden die genannten Themen entlang zweier Achsen angeordnet:
- Y-Achse: Die Auswirkungen eines Unternehmens auf Mensch und Natur (von niedrig bis hoch)
- X-Achse: Der Einfluss der ESG-Themen auf das Unternehmen (von niedrig bis hoch)
Die Themen, die sowohl für Stakeholder als auch für das Unternehmen von hoher Relevanz sind, befinden sich im oberen rechten Quadranten. Hier ist ein Beispiel, wie diese Themen in der Matrix angeordnet werden können:
Diese Matrix ermöglicht es Unternehmen, auf einen Blick zu erkennen, welche Themen Priorität haben sollten. So können Unternehmen ihre strategische Ausrichtung klar definieren und sich auf die relevantesten Aspekte ihrer Nachhaltigkeitsstrategie konzentrieren.
Checkliste: Was macht eine gute Wesentlichkeitsanalyse aus?
Eine erfolgreiche Wesentlichkeitsanalyse zeichnet sich durch mehrere Faktoren aus:
- Klare Themenidentifikation: Die relevanten Themen müssen eindeutig identifiziert und überschneidungsfrei beschrieben werden.
- Fokus auf Herausforderungen: Lösungen werden erst zu einem späteren Zeitpunkt entwickelt – der Schwerpunkt der Analyse liegt auf der Identifikation der wesentlichen Herausforderungen.
- Berücksichtigung der gesamten Wertschöpfungskette: Unternehmen sollten alle Teile der Wertschöpfungskette betrachten, um eine umfassende Analyse zu gewährleisten.
- Prioritäten setzen: Die Wesentlichkeitsanalyse dient dazu, die Themen zu identifizieren, die Stakeholdern am wichtigsten sind.
- Es positiv sehen: Eine gut durchgeführte, jährlich wiederholbare Wesentlichkeitsanalyse reduziert den Aufwand der Datensammlung für das Reporting langfristig erheblich. Der Aufwand einer guten Wesentlichkeitsanalyse lohnt sich also – und kann mit spezialisierten Partnern deutlich reduziert werden.
Zusammenfassung: Weshalb ist die Wesentlichkeitsanalyse wichtig?
Die Wesentlichkeitsanalyse ist ein zentrales Werkzeug, um die Vorgaben der CSRD und anderer relevanter Gesetze zu erfüllen. Durch eine systematische Analyse der wesentlichen Themen können Unternehmen sicherstellen, dass sie die notwendigen Informationen bereitstellen und die gesetzlichen Standards einhalten.
Die CSRD verpflichtet zudem Unternehmen dazu, ihre Nachhaltigkeitsberichte unabhängig prüfen zu lassen, wofür die Wesentlichkeitsanalyse als Grundlage dient. Von 2025 bis 2030 wird die Pflicht zur Prüfung schrittweise auf eine zunehmende Anzahl an Unternehmen ausgeweitet, wobei auch die Tiefe der Prüfung wächst. Ziel ist es, Nachhaltigkeitsdaten transparent und vergleichbar zu machen – sowohl zwischen Unternehmen und Geschäftsjahren als auch in Bezug auf gesamtgesellschaftliche Nachhaltigkeitsziele.
Grundlage für die Inhalte des Nachhaltigkeitsberichts
Auf Basis der Wesentlichkeitsanalyse werden die Bereiche und Datenpunkte definiert, die offengelegt werden müssen. Damit bildet die Wesentlichkeitsanalyse ein vergleichbares Gerüst für Nachhaltigkeitsberichte. Wenn auch zu Beginn ein aufwendiges Unterfangen, hilft ein strukturierter Prozess der Wesentlichkeitsanalyse langfristig dabei, die Sammlung von Nachhaltigkeitsdaten effizient zu gestalten.
Querschnittsfunktion für Berichterstattung und Sorgfaltspflicht
Für die Ermittlung wesentlicher, negativer Impacts empfiehlt ESRS 1 die Anwendung des OECD-Sorgfaltspflichtsprozesses. Dieser Prozess bildet auch die Grundlage für die Risiko-Analyse im Lieferkettensorgfaltspflichtenschutzgesetz (LkSG) und der entsprechenden EU-Richtlinie (Corporate Sustainability Due Diligence Directive). Ein gut etablierter Prozess für die Wesentlichkeitsanalyse kann also zugleich Ausgangspunkt für den Nachweis unternehmerischer Sorgfalt sein.
Fundierte Entscheidungsfindung
Wesentlichkeitsanalysen helfen Unternehmen nicht nur dabei, gesetzliche Anforderungen zu erfüllen. Sie ermöglichen es Unternehmen auch, die ökonomischen, ökologischen und sozialen Auswirkungen ihrer Aktivitäten systematisch zu bewerten. Durch die Identifizierung und Priorisierung relevanter Themen können Führungskräfte informierte Entscheidungen treffen, die nicht nur den aktuellen Herausforderungen gerecht werden, sondern auch zukünftige Risiken und Chancen berücksichtigen.
Zielgerichtete Nachhaltigkeitsstrategie
Die Ergebnisse der Wesentlichkeitsanalyse bieten eine solide Grundlage für die Formulierung spezifischer, messbarer und realistischer Nachhaltigkeitsziele. Unternehmen können gezielt Maßnahmen entwickeln, die sich auf die identifizierten Schwerpunkte konzentrieren und deren Fortschritt regelmäßig überwachen. So können sie sicherstellen, dass ihre Strategien mit den Erwartungen der Stakeholder und den globalen Nachhaltigkeitszielen übereinstimmen. Dies fördert nicht nur die interne Ausrichtung auf Nachhaltigkeit, sondern zeigt auch externen Interessengruppen das Engagement des Unternehmens für nachhaltige Entwicklung.
Effizienter Ressourceneinsatz
Durch die Identifizierung der wichtigsten Themen und Herausforderungen können Unternehmen ihre personellen und finanziellen Ressourcen effizienter einsetzen. Anstatt breit gestreute Maßnahmen zu ergreifen, können sie gezielt dort investieren, wo der größte Einfluss auf ihre Nachhaltigkeitsziele erzielt werden kann. Dies erhöht die Effizienz von Initiativen und maximiert den Return on Investment in nachhaltige Projekte.
Erhöhung der Glaubwürdigkeit
Eine transparente und gründliche Wesentlichkeitsanalyse stärkt das Vertrauen von Stakeholdern, einschließlich Kund:innen, Investor:innen und der Öffentlichkeit, in die Nachhaltigkeitsstrategie eines Unternehmens. Wenn Unternehmen offen über ihre Herausforderungen und Fortschritte kommunizieren, positionieren sie sich als verantwortungsbewusste Akteure und schaffen ein positives Image. Dies kann zu einer stärkeren Kundenbindung und einem verbesserten Ruf in der Branche führen.
Zukunftssicherheit
Die Erkenntnisse aus der Wesentlichkeitsanalyse helfen Unternehmen, ihre Wettbewerbsfähigkeit langfristig zu sichern und sich an verändernde Marktbedingungen anzupassen. Indem sie proaktiv auf wesentliche Themen reagieren und Innovationen im Bereich Nachhaltigkeit vorantreiben, können Unternehmen nicht nur Risiken minimieren, sondern auch neue Geschäftsmöglichkeiten erschließen. Dies trägt dazu bei, die Resilienz des Unternehmens gegenüber zukünftigen Herausforderungen zu stärken und nachhaltig erfolgreich zu bleiben.
Fazit
Die Wesentlichkeitsanalyse ist ein entscheidender Bestandteil der künftigen Nachhaltigkeitsberichterstattung, insbesondere im Hinblick auf die bevorstehende Einführung der CSRD. Sie ermöglicht es Unternehmen, die relevanten ESG-Themen (Umwelt, Soziales und Unternehmensführung) systematisch zu identifizieren, die für ihre Organisation und ihre Stakeholder von zentraler Bedeutung sind. Impact Valuation bietet hier eine wertvolle Methode, um qualitative Daten in quantitative, monetär bewertbare Informationen zu übersetzen, was eine objektive Priorisierung der relevanten Themen ermöglicht.
Durch die Berücksichtigung sowohl der Inside-Out- als auch der Outside-In-Perspektive können Unternehmen fundierte strategische Entscheidungen treffen, ihre Ressourcen effizient einsetzen und nachhaltige Ziele formulieren. Zudem trägt eine transparente und datengestützte Vorgehensweise dazu bei, das Vertrauen der Stakeholder zu stärken und die langfristige Wettbewerbsfähigkeit zu sichern.